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Finanzierungsrunden in Startups: Vorbereitung und Ablauf

Lena Hocker
22.7.2024
Lesezeit: 10 Min.
Finanzierungsrunden in Startups: Vorbereitung und Ablauf

Finanzierungsrunden spielen eine zentrale Rolle beim Wachstum von Startups. Ob zum Aufbau, zur Entwicklung neuer Produkte oder zur Marktexpansion – junge Unternehmen benötigen häufig externe finanzielle Unterstützung, um ihre Ziele erreichen zu können. In Finanzierungsrunden haben Startups die Möglichkeit, Investoren und Investorinnen zu gewinnen, die ihnen Kapital zur Verfügung stellen. Wie Finanzierungsrunden ablaufen, welche Phasen sie durchlaufen und was Du beachten solltest, erfährst Du in diesem Artikel.

Im ersten Halbjahr 2024 wurden laut Umfragen des Startups-Verbandes für den deutschen Startup-Monitor 1.384 Startups gegründet, was einem Anstieg um etwa 15 Prozent im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023 entspricht. Dieser Aufwärtstrend zeigt sich deutschlandweit in nahezu allen Branchen. Bereits 2023 planten zwei Drittel der neu gegründeten Startups in den kommenden zwölf Monaten externes Kapital aufzunehmen, um ihren Kapitalbedarf zu decken. Jedoch hat sich die verfügbare Investitionssumme 2023 laut dem EY Startup-Barometer im Vergleich zu 2022 um etwa 39 Prozent verringert. Betrachtet man das Rekordjahr 2021, beträgt der Rückgang des Investitionsvolumens sogar 65 Prozent. Diese Entwicklung steht im Kontrast zur wachsenden Anzahl an Startups, die sich bei der Kapitalbeschaffung vermehrt Herausforderungen gegenübergestellt sehen. Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig. Unter anderem führen steigende Zinsen und eine schwache Konjunktur dazu, dass Investoren und Investorinnen vorsichtiger agieren.

Was sind Finanzierungsrunden?

Finanzierungsrunden sind Zeiträume, in denen Startups nach Investoren und Investorinnen suchen, um ihr Unternehmenskapital zu erhöhen. Die Kapitalzufuhr ermöglicht es ihnen, ihre Liquidität zu sichern, wodurch sie ihre Wachstumspläne finanzieren und ihre Marktstellung verbessern können. In der Regel durchlaufen Startups mehrere solcher Runden im Laufe ihres Entwicklungsprozesses.

An Finanzierungsrunden beteiligen sich verschiedene Arten von Investoren und Investorinnen, alle mit dem Ziel, möglichst hohe Renditen aus ihren Investments zu erzielen. Denn durch das Einbringen von Kapital in Startups haben sie die Möglichkeit, am Wachstum und Erfolg junger Unternehmen teilzuhaben. Ist ein Startup erfolgreich, kann der Wert ihrer Investition erheblich steigen.

Bootstrapping vs. Fremdfinanzierung

Nicht alle Startups streben eine Fremdfinanzierung durch externe Kapitalgeber*innen an. Einige Gründer*innen entscheiden sich stattdessen für Bootstrapping, eine Strategie, bei der sie ihr Unternehmen mit eigenen finanziellen Mitteln aufbauen. Beide Finanzierungsmöglichkeiten haben unterschiedliche Vor- und Nachteile.

Beim Bootstrapping behalten Gründer*innen die vollständige Unabhängigkeit. Sie müssen keine Investoren und Investorinnen in ihre Entscheidungen mit einbeziehen und können ihre Unternehmensstrategie frei gestalten. Zudem entfällt der zeitaufwändige Prozess der Investorensuche, wodurch Founder ihren Fokus verstärkt auf die strategische Planung legen können. Finanziert ein Startup sich selbst, kann es allerdings meist nur langsam wachsen, da das Budget stark begrenzt ist und möglicherweise nicht ausreicht, um eine effektive Marketingstrategie umzusetzen oder qualifiziertes Personal einzustellen. Das kann zu einem Wettbewerbsnachteil führen.

Externe Fremdfinanzierung durch Investoren und Investorinnen ermöglicht es Unternehmen frühzeitig in wichtige Ressourcen investieren zu können und damit das Unternehmenswachstum zu beschleunigen. Einige Geldgeber*innen bringen neben finanziellen Mitteln auch Zugang zu breiten Netzwerken und Fachwissen mit, was Unternehmen in ihrer Entwicklung fördern kann. In diesem Fall wird oft von "smart money" gesprochen. Eine externe Finanzierung geht allerdings auch mit einer Abhängigkeit gegenüber den Kapitalgebern und Kapitalgeberinnen einher. Je nach vertraglichen Regelungen haben diese ein Mitspracherecht, was die Entscheidungsfreiheit von Gründern und Gründerinnen einschränken kann. Zudem sind sowohl die Vorbereitung als auch die Durchführung von Finanzierungsrunden zeitintensiv. In Gründungsphasen sind personelle und zeitliche Ressourcen allerdings oft stark limitiert.

Letztlich muss die Wahl zwischen Bootstrapping und Fremdfinanzierung individuell und basierend auf den spezifischen Unternehmenszielen sowie den Marktbedingungen getroffen werden.

Externe Finanzierungsquellen für Startups: Venture Capital und Business Angels

Betrachtet man die Verteilung der von Startups genutzten externen Finanzierungsquellen laut DMS im Jahr 2023, machen staatliche Fördermittel mit 45 Prozent den größten Anteil aus. Business Angel Investments werden in 32,6 Prozent der Fälle gewählt, gefolgt von Venture Capital mit 18,6 Prozent.

Beim Venture Capital stellen Kapitalgeber*innen, in diesem Fall Venture Capital Fonds genannt, Startups nicht nur finanzielle Mittel zur Verfügung, sondern auch strategische Beratung. Im Gegenzug erhalten sie Unternehmensanteile. Venture Capital richtet sich vor allem an Startups mit hohem Wachstumspotenzial. Da diese Unternehmen zu Beginn kaum Sicherheiten vorweisen können und nur über eine geringe Bonität verfügen, spricht man bei Investments von einer Risikokapitalfinanzierung. Ziel von Venture Capital Fonds ist es, durch die Abgabe ihrer Anteile nach einigen Jahren erhebliche Gewinne erzielen zu können, vornehmlich durch einen Börsengang oder den Verkauf des Unternehmens.

Business Angels sind vermögende Privatpersonen, die Startups ebenfalls finanziell unterstützen und dafür Unternehmensanteile erhalten. Sie leisten eine intensivere Beratung als Venture Capital Fonds. Häufig haben sie Erfahrung durch eigene, erfolgreiche Unternehmensgründungen und verfügen über eine Vielzahl relevanter Kontakte in den Branchen der Unternehmen, in die sie investieren. Diese können sie zugunsten der Startups nutzen und beispielsweise als Kunden und Kundinnen akquirieren. Business Angels investieren häufig zu einem früheren Zeitpunkt als Venture Capital Investoren und Investorinnen. Teilweise direkt in der Anfangsphase, was das Risiko, investiertes Kapital zu verlieren, erhöht. Daher investieren sie in der Regel geringere Beträge. Meist liegen diese zwischen 25.000 und 100.000 Euro. Für Startups kann das bedeuten, dass sie, anders als beim Venture Capital, zusätzlich auf weitere Finanzquellen angewiesen sind.

Wie laufen Finanzierungsrunden ab?

Die Wahl einer passenden Finanzierungsquelle ist nur ein kleiner Teilschritt innerhalb von Finanzierungsrunden. Der genaue Ablauf kann je nach Investitionsart und der Beziehung zwischen Kapitalgeber*in und Gründer*in variieren, durchläuft typischerweise aber die folgenden Phasen:

Finanzierungszyklen bei Startups

Finanzierungsrunden in Startups unterteilen sich in mehrere Zyklen, die sich nach der jeweiligen Entwicklungsphase des Unternehmens richten:

Early Stage

Die Early Stage kennzeichnet das Frühstadium eines neu gegründeten Unternehmens, in dem noch keine Umsätze generiert werden. In diesem Zeitraum steht die Entwicklung des Geschäftsmodells im Vordergrund. Daher ist die erste Finanzierungsrunde, die Seed-Runde, grundlegend für den Aufbau eines Unternehmens. Das gewonnene Kapital wird für die Produktion sowie die strategische Planung benötigt. Investitionen in diesem Stadium sind mit vielen Risiken verbunden, wodurch es in dieser Finanzierungsrunde für Startups besonders herausfordernd ist, Kapitalgeber*innen für sich zu gewinnen. Bei vielversprechenden Businessplänen investieren viele Business Angels jedoch bereits in diesem Stadium.

Nach der Seed-Phase folgt die Startup-Phase. In dieser Phase arbeitet ein Unternehmen darauf hin, sich am Markt zu etablieren und erste Umsätze zu generieren. Dies erfordert unter anderem den Aufbau von Marketing- und Vertriebsstrukturen sowie die Einstellung von zusätzlichem Personal. Der steigende Kapitalbedarf in dieser Phase kann durch eine Series-A-Finanzierungsrunde gedeckt werden. Ab diesem Zeitpunkt werden Investitionen auch für Venture Capital Fonds interessant.

Growth Stage

Nach dem erfolgreichen Markteintritt eines Startups folgt die Wachstumsphase, deren Ziel es ist, das Unternehmen weiter auszubauen und die Umsätze zu steigern. Dies erfordert eine Erweiterung des Teams und die Gewinnung neuer Kunden und Kundinnen. Hierfür benötigtes Kapital kann in einer Series-B-Finanzierungsrunde gewonnen werden. Um sich am Markt durchsetzen zu können, ist ein schnelles Wachstum erforderlich. Dadurch erhöht sich das benötigte Investitionsvolumen in dieser Finanzierungsrunde abermals. Investoren und Investorinnen vorheriger Runden können sich hier erneut beteiligen. Durch den steigenden Kapitalbedarf investieren Business Angels ab diesem Zeitpunkt allerdings nur noch selten.

Die Bridge Stage ist der zweite Teil der Growth Stage. In diesem Stadium hat sich ein Startup auf dem nationalen Markt etabliert und strebt einen Börsengang oder eine Expansion auf den internationalen Markt an. Hierfür wird zusätzliches Kapital durch eine Series-C-Finanzierungsrunde gewonnen, an der ebenfalls häufig Venture Capital Investoren und Investorinnen beteiligt sind. Können die Unternehmensziele mit den bis hierhin erhaltenen Mitteln nicht erreicht werden, sind weitere Finanzierungsrunden erforderlich. Diese werden aufsteigend nach dem Alphabet benannt, gehen im Regelfall aber nicht über die Series E hinaus.

Later Stage

Die Later Stage ist die letzte Phase eines Startups. In dieser Phase gibt es in der Regel keine weiteren Finanzierungsrunden. Hier hat sich ein Unternehmen erfolgreich am (internationalen) Markt etabliert und kann sich mit seinem eigenen Cashflow finanzieren. In der Later Stage konzentrieren sich Gründer*innen auf die Umsetzung eines möglichen Exits in Form eines Börsengangs oder einer Übernahme.

Die Suche nach geeigneten Investoren und Investorinnen

Viele Kapitalgeber*innen spezialisieren sich auf bestimmte Branchen oder Investitionsphasen. Wenn Gründer*innen von Anfang an gezielt nach Investoren und Investorinnen suchen, die zu den Gegebenheiten ihres Unternehmens passen, können sie Zeit sparen und ihre Erfolgschancen erhöhen.

Passende Geldgeber*innen können über unterschiedliche Wege gefunden werden. Ein bestehendes Netzwerk bietet die Möglichkeit für persönliche Empfehlungen, die meist besonders effektiv sind. Alternativ stellen auch Pitching Events eine gute Gelegenheit dar, direkt mit potenziellen Investoren und Investorinnen ins Gespräch zu kommen. Social Media kann ebenfalls genutzt werden, um Startup-Investoren und Startup-Investorinnen zu finden. Plattformen wie LinkedIn ermöglichen es, gezielt nach Investoren und Investorinnen bestimmter Branchen zu suchen und diese zu kontaktieren.

Die richtige Vorbereitung auf Finanzierungsrunden

Wurden passende Investoren und Investorinnen gewählt, muss sich umfassend auf die Ansprache und die jeweilige Finanzierungsrunde vorbereitet werden. Dabei sollten folgende Schritte beachtet werden:

Definition der benötigten Investitionssumme: Vor Beginn jeder Finanzphase muss bestimmt werden, wie viel externes Kapital benötigt wird.

Aufbereitung aller Dokumente: Vor Kontaktaufnahme sollten alle Dokumente individuell an die Anforderungen der jeweiligen Investoren und Investorinnen angepasst werden. Einige geben an, welche Unterlagen sie benötigen. Zum Teil gibt es auch feste Deadlines zum Einreichen dieser, die zwingend einzuhalten sind.

Ausarbeitung eines Pitchdecks: Ein Pitchdeck dient als Grundlage für einen Investoren-Pitch, in welchem das Geschäftsmodell eines Startups näher beschrieben wird. Pitchs vermitteln Investoren und Investorinnen einen ersten Eindruck eines Unternehmens. Sind sie überzeugend, können sie dazu motivieren, sich eingehender mit dem Geschäftsmodell und den Investitionsmöglichkeiten zu beschäftigen, was letztlich über den Erfolg einer Finanzierungsrunde entscheiden kann. Ein Investoren-Pitch enthält unter anderem eine Markt- und Wettbewerbsanalyse sowie eine Darstellung der Alleinstellungsmerkmale des Produkts oder der Dienstleistung, die ein Startup anbietet.

Erstellung eines Businessplans: Ein Businessplan ermöglicht es Investoren und Investorinnen, die Erfolgsaussichten eines Unternehmens besser zu beurteilen. Er enthält Informationen zum Geschäftsmodell, den finanziellen Prognosen und zu strategischen Plänen. Auch ein Finanzplan ist Teil eines vollständigen Businessplans. In diesem wird aufgeschlüsselt, wie viel Kapital wofür benötigt wird.

Fehler, die Du bei Finanzierungsrunden vermeiden solltest

Um sich gegen andere Startups durchsetzen zu können, sollten Gründer*innen bestimmte Fehler in Finanzierungsrunden vermeiden. Das kann, zusätzlich zu einer gründlichen Vorbereitung, die Chancen erhöhen, erfolgreich externe Kapitalgeber*innen für sich zu gewinnen. Häufige Fehler sind unter anderem:

Schlechtes Timing: Die Vorbereitung auf Finanzierungsrunden dauert oft Monate. Alle Unterlagen müssen angepasst und passende Investoren und Investorinnen gefunden werden. Selbst nach Abschluss eines Beteiligungsvertrags kann es lange dauern, bis einem Startup das vereinbarte Kapital tatsächlich zur Verfügung steht. Um finanzielle Engpässe zu vermeiden, sollten Gründer*innen diese Wartezeiten einkalkulieren.

Zu kleine Auswahl an Investoren und Investorinnen: Durch fehlende Erfahrung treten Gründer*innen bei ihren ersten Pitchs häufig unsicher auf. Werden nur wenige Investoren und Investorinnen angesprochen, bleibt die Erfolgsquote tendenziell niedrig und die Abhängigkeit von einzelnen potenziellen Kapitalgebern und Kapitalgeberinnen hoch. Eine breite Ansprache von Investoren und Investorinnen stärkt hingegen die Präsentationsfähigkeiten und verbessert die Verhandlungsposition.

Unverhältnismäßig hohe Investitionssumme: Die geforderte Investitionssumme sollte dem tatsächlichen Bedarf entsprechen. Eine zu hohe Investitionssumme kann die Unternehmensbewertung künstlich steigern und so die Gewinnung von Kapitalgebern und Kapitalgeberinnen in späteren Investitionsphasen erschweren. Außerdem kann das Vertrauen von Investoren und Investorinnen sinken, wenn diese erkennen, dass beispielsweise übermäßig hohe Summen für Gehälter von Gründern und Gründerinnen eingeplant werden.

Unklare Mittelverwendung: Gründer*innen müssen präzise angeben können, wofür sie Kapital benötigen. Vage Angaben können Investoren und Investorinnen abschrecken und Zweifel an den Erfolgsaussichten eines Startups wecken.

Falsche Unternehmensbewertung: Vor dem Einstieg von Investoren und Investorinnen ist eine Unternehmensbewertung erforderlich, um den Wert der Unternehmensanteile bestimmen zu können. Bei Startups beruht diese Bewertung hauptsächlich auf Prognosen, da in diesem frühen Stadium keine historischen Finanzdaten vorliegen und noch keine Umsätze erzielt wurden. Schätzungen sind subjektiv und entsprechen nicht immer der tatsächlichen Entwicklung des Unternehmens. Wird ein Unternehmen zu hoch bewertet, steigen auch die Erwartungen der Investoren und Investorinnen. Dementsprechend entsteht Druck bei den Gründern und Gründerinnen, schnell wachsen zu müssen, um den Anforderungen gerecht werden zu können. Darüber hinaus können zu hoch angesetzte Bewertungen Probleme in späteren Finanzrunden auslösen. Kann eine Bewertung nicht gerechtfertigt werden, führt das zu einer “Down Road”, bei der Kapital zu einem geringeren Wert als bei der vorherigen Finanzierungsrunde beschaffen werden muss. Dies kann eine Verwässerung der Unternehmensanteile der Gründer*innen und einen Vertrauensverlust der bestehenden Investoren und Investorinnen zur Folge haben.

Zu frühe Abgabe von zu vielen Anteilen: Founder sollten darauf achten, in frühen Phasen der Finanzierung genügend Unternehmensanteile für sich zu behalten. Wird bereits in den ersten Finanzierungsrunden ein hoher Prozentsatz abgegeben, kann das Investoren und Investorinnen abschrecken. Zum einen, weil in weiteren Finanzierungsrunden womöglich nicht mehr genügend Anteile für weitere Investoren und Investorinnen zur Verfügung stehen. Zum anderen, weil ein geringer Gründeranteil den Eindruck vermitteln kann, dass die Motivation und das Engagement der Founder nicht ausreichend sind, um das Unternehmen langfristig erfolgreich weiterzuentwickeln.

Was bei Beteiligungsverträgen beachtet werden sollte

Haben sich Kapitalgeber*innen und Gründer*innen auf alle Eckpunkte der Finanzierung geeinigt, werden die Vereinbarungen abschließend in einem Beteiligungsvertrag festgehalten. Diese Verträge sind oft komplex und können Regelungen enthalten, die Nachteile für Gründer*innen mit sich bringen. Es ist wichtig, Beteiligungsverträge vor Unterzeichnung gründlich zu prüfen, um Risiken zu erkennen.

Einige Klauseln führen beispielsweise zu einem Kontrollverlust der Gründer*innen. In einem Beteiligungsvertrag kann festgelegt werden, dass bestimmte Entscheidungen der Zustimmung der Investoren und Investorinnen bedürfen. Das erhöht deren Sicherheit, kann Gründer*innen allerdings, je nach Umfang, im operativen Geschäft einschränken. Ebenso können Regelungen, die Investoren und Investorinnen die Zuteilung von Sitzen in verschiedenen Unternehmensgremien zusichern, ihren Einfluss verstärken und die Entscheidungsbefugnis der Gründer*innen weiter begrenzen. Beide Regelungen können allerdings auch ermöglichen, dass Kapitalgeber*innen mehr Möglichkeiten haben, ihr Know-how einzubringen und so den Erfolg eines Startups zu steigern. Daher gilt es, genau abzuwägen, wie viel Einfluss Investoren und Investorinnen zugesprochen werden soll.

Viele Beteiligungsverträge enthalten Klauseln zum Verwässerungsschutz, die sicherstellen, dass die prozentuale Beteiligung von Investoren und Investorinnen am Unternehmen auch bei einer niedrigeren Bewertung in zukünftigen Finanzierungsrunden geschützt bleibt. Sie können jedoch für Gründer*innen ein höheres Risiko für die Verwässerung ihrer eigenen Anteile zur Folge haben. Verwässerungsschutzklauseln wie der pay-to-play Mechanismus sollen Startups hiervor schützen. Dieser gewährt Alt-Investoren und Alt-Investorinnen nur dann einen Verwässerungsschutz, wenn sie sich mit einem festgelegten Mindestbetrag auch an der folgenden Finanzierungsrunde beteiligen.

Auch Exit-Bestimmungen müssen genau überprüft werden. Ein Beteiligungsvertrag kann vorsehen, dass Investoren und Investorinnen ihre Geschäftsanteile ohne Zustimmung der Gründer*innen veräußern können. Dadurch kann sich der Kreis der Gesellschafter*innen gegen den Willen der Gründer*innen verändern. Um dem entgegenzuwirken, können Veräußerungsbeschränkungen eingesetzt werden. Regelungen zu Mitveräußerungsrechten, Rückkaufverpflichtungen und der Verteilung des Veräußerungserlöses können ebenfalls stark beeinflussen, welche Konsequenzen ein Investorenausstieg für betroffene Gründer*innen hat.

Trends in der Finanzierung von Startups

Über viele Jahre hinweg hat sich eine Finanzierung durch Investoren und Investorinnen bei Startups etabliert. Doch unter anderem das vermehrte Auftreten von Krisen hat dazu geführt, dass Investoren und Investorinnen wie Business Angels oder Venture Capital Fonds zurückhaltender agieren. Das erschwert die Kapitalsuche für Gründer*innen. Als alternative Finanzierungsquelle für Startups haben Venture Debt-Finanzierungen in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen. Laut einer Erhebung der KfW erreichte das Dealvolumen von Debt-Finanzierungen im Jahr 2022 mit über 20 Milliarden Euro seinen bisherigen Höchststand.

Venture Debt ist eine Form der Fremdfinanzierung, bei der Startups Kapital zur Wachstumsfinanzierung erhalten. Im Gegensatz zu Venture Capital, bei dem Investoren und Investorinnen Eigenkapital im Austausch für Unternehmensanteile erhalten und somit am Unternehmenserfolg teilhaben, basiert Venture Debt auf der vollständigen Rückzahlung des geliehenen Kapitals, zuzüglich Zinsen. Die Geldgeber*innen sind hierbei meist Venture Debt Fonds oder Geschäftsbanken. Anders als beim klassischen Bankkredit treffen Venture Debt Gebende ihre Finanzierungsentscheidungen nicht basierend auf bestehenden Vermögenswerten oder dem aktuellen Cashflow, sondern bewerten die zukünftigen Wachstumsaussichten eines Startups. Das erhöht ihr Investitionsrisiko. Deshalb fallen für Gründer*innen bei dieser Form der Fremdfinanzierung hohe Zinsen an.

Auch Crowdfunding fällt unter die Finanzierungstrends, die sich in den letzten Jahren entwickelt haben. Bei dieser Methode wird Kapital nicht von einzelnen Investoren und Investorinnen zur Verfügung gestellt, sondern von einer breiten Masse an Menschen. Gründer*innen präsentieren zunächst ihr Startup, um möglichst viele Personen von ihrer Idee überzeugen zu können. Das geschieht überwiegend über spezielle Crowdfunding-Plattformen. Dabei setzen sie ein Finanzierungsziel fest und bestimmen, ob Geldgeber*innen eine Gegenleistung in Form von Produkten erhalten oder ob es sich um reine Spenden handeln soll. Erreichen Founder die gesetzte Summe, wird ihnen das Geld ausbezahlt.

Eine weitere alternative Finanzierungsart ist das Revenue-Based Financing, bei dem Investoren und Investorinnen regelmäßige Beteiligungen am Umsatz erhalten. Vorab wird eine Gesamtsumme definiert. Sobald der Investor oder die Investorin diese durch die Auszahlungen seiner Umsatzbeteiligungen erlangt hat, enden die gegenseitigen Verpflichtungen zwischen Investor oder Investorin und Unternehmen.

Fazit

Die Bedingungen für Finanzierungsrunden von Startups haben sich in den letzten Jahren gewandelt: Das Investitionsklima ist durch Umstände wie geopolitische Konflikte und Energiekrisen angespannt und die Investitionssummen haben sich verringert. Um Investoren und Investorinnen dennoch überzeugen zu können und sich von anderen Startups abzuheben, ist es für Gründer*innen umso wichtiger, sich gründlich auf Finanzierungsrunden vorzubereiten. Mit Einsetzen der Zinswende im Jahr 2022 haben auch alternative Formen der Fremdfinanzierung an Bedeutung gewonnen. Vorsorglich sollten Startups zusätzlich diese Möglichkeiten der Finanzierung in Betracht ziehen, um sich ändernden Marktbedingungen stets anpassen zu können.

Die Ergebnisse des German Venture Capital Barometers des ersten Quartals 2024 untermauern diese Tendenzen: Die Investitionsbereitschaft von Venture Capital Fonds ist in diesem Zeitraum leicht abgefallen. Jedoch stieg die Investorenstimmung zuletzt wieder moderat. Dies könnte, in Kombination mit der Erwartung einer Zinssenkung in den nächsten Jahren, ein Indikator dafür sein, dass die Risikobereitschaft von Investoren und Investorinnen wieder zunehmen und die Investitionssumme in den nächsten Jahren langsam ansteigen wird. Allerdings bleibt unklar, ob neue Krisen diese Entwicklung bremsen werden. Gründer*innen müssen daher flexibel und anpassungsfähig bleiben.

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