Skalierbarkeit

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Definition von Skalierbarkeit  

Skalierbarkeit leitet sich vom lateinischen Wort scalae (Leiter, Treppe) ab und bezeichnet zum einen die Fähigkeit eines Systems sich an die Anforderungen einer steigenden Belastung auszuweiten, ohne dass dabei die Leistungsfähigkeit gemindert wird. Zum anderen kann sich der Begriff auch auf ein Schrumpfen der zugrundeliegenden Umgebung beziehen. Skalierbarkeit beschreibt also die Fähigkeit der Anpassung an veränderte Maßstäbe. Diese Anpassung kann im Rahmen einer Größenveränderung geschehen, zum Beispiel bei Verkleinerung oder Vergrößerung von Vektorgraphiken oder Schriftgrößen. Zu beachten ist, dass der Begriff der Skalierung den eigentlichen Anpassungsprozess beschreibt, während sich Skalierbarkeit auf die Eigenschaft eines Systems bezieht, sich an unterschiedliche Anforderungen anpassen zu können.  

Skalierbarkeit in der IT  

Im IT-Bereich gibt es zwei verschiedene Arten der Skalierbarkeit:  

Von horizontaler Skalierbarkeit (scale out) spricht man, wenn ein System durch das Ausweiten der Hardware- oder Softwarelandschaft mehr Arbeit bewältigen kann, die Last also verteilt wird. Dadurch können beispielsweise mehr Transaktionen gleichzeitig durchgeführt werden.  

Die vertikale Skalierbarkeit (scale up) beschreibt das Aufrüsten oder Ersetzen einer bestehenden Hardware. Beispiele hierfür sind das Aufrüsten des Arbeitsspeichers oder das Einsetzen eines leistungsfähigeren Speichers. Unternehmen können die vertikale Skalierbarkeit beispielsweise nutzen, um größere Datenmengen zu verarbeiten oder um mehr Benutzer zu unterstützen.  

Skalierbarkeit von Unternehmen  

Skalierbarkeit gibt es jedoch nicht nur im IT-Bereich, sondern auch in einem weiter gefassten Unternehmenskontext.  

So bezieht sich die organisatorische Skalierbarkeit auf die Fähigkeit eines Unternehmens, sein Geschäft durch die Anpassung seiner Organisationsstrukturen und -prozesse zu erweitern, um so schnell auf Veränderungen der Nachfrage oder des Wettbewerbsumfelds reagieren und sich flexibel an neue Gegebenheiten anpassen zu können. Die organisatorische Skalierbarkeit ist vor allem deswegen für ein Unternehmen wichtig, um beim Expandieren nicht ineffizient zu werden.  

Skalierbarkeit im betriebswirtschaftlichen Sinn beschreibt dagegen die Fähigkeit eines Geschäftsmodells, kontinuierlich zu expandieren beziehungsweise den Umsatz zu steigern, ohne dass parallel wesentliche Investitionen in Material, Produktion, Mitarbeiter oder IT-Infratruktur getätigt werden müssen. Ist ein Geschäftsmodell skalierbar, steigt mit wachsendem Umsatz auch die Gewinnmarge.  

Organisatorische und betriebswirtschaftliche Skalierbarkeit bedingen sich gegenseitig. Die organisatorische Skalierbarkeit kann durch die Optimierung interner Prozesse, Strukturen und Ressourcen für eine Effizienzsteigerung sorgen, wodurch das Unternehmen mehr Produkte oder Dienstleistungen mit weniger Ressourcen produzieren kann. Dadurch wird die Betriebskosteneffizienz gesteigert und die Grundlage für betriebswirtschaftliche Skalierbarkeit geschaffen. Umgekehrt kann die betriebswirtschaftliche Skalierbarkeit die Grundlage für organisatorische Skalierbarkeit legen. Da im Rahmen der betriebswirtschaftlichen Skalierbarkeit Umsätze gesteigert werden können, ohne dass in gleichem Maße Kosten anfallen, hat das Unternehmen mehr Ressourcen, um seine organisatorische Skalierbarkeit weiter zu verbessern.  

Zu berücksichtigen ist, dass sich die Skalierbarkeit im betriebswirtschaftlichen Sinn anders als die allgemeine Definition von Skalierbarkeit ausschließlich auf eine Vergrößerung und nicht auf ein mögliches Schrumpfen bezieht.

Wann ist ein Unternehmen gut skalierbar?  

Wird von Skalierbarkeit im Unternehmenskontext gesprochen, ist meist die Skalierbarkeit im betriebswirtschaftlichen Sinne gemeint. Diese lässt sich insbesondere in digitalen Geschäftsmodellen mit geringen oder nicht vorhandenen physischen Kapazitätsgrenzen, zum Beispiel durch Produktionsanlagen oder limitierte Ressourcen, vorfinden. Ein Beispiel hierfür sind Online-Shops, da bei diesen nach dem Setup der Webseite und der Etablierung der Logistik nur begrenzt Neuinvestitionen für Infrastruktur und neue Mitarbeiter anstehen und dennoch höhere Umsätze und Gewinne erzielt werden können.  

Ein weiteres Charakteristikum von gut skalierbaren Unternehmen ist ein geringer Fixkostenanteil. Auch hier sind es vor allem digitale Unternehmen, die diese Eigenschaft mitbringen. Bekannte Beispiele sind Software-as-a-Service (SaaS) Anbieter wie Adobe oder Salesforce, die keine physischen Produkte anbieten und ihre Dienstleistungen an eine wachsende Anzahl von Kunden anpassen können, ohne wesentlich höhere Fixkosten zu haben.  

Auch Unternehmen, die über ein geringes Anlagevermögen in der Bilanz verfügen und entsprechend nur wenig an physische Vermögenswerte gebunden sind, sind flexibler und skalierbarer. Die entsprechende Kapitalstrategie wird als “Asset-Light” bezeichnet. Die Asset-Light-Strategie ist vor allem bei Unternehmen im Dienstleistungssektor verbreitet, da diese grundsätzlich wenig Kapital für ihren Geschäftsbetrieb benötigen. Zu den bekanntesten Beispielen zählen Firmen wie Airbnb, Uber und FlixBus, die keine eignen Immobilien oder Fahrzeuge besitzen.  

Ein weiteres Charakteristikum von Unternehmen mit einer hohen betriebswirtschaftlichen Skalierbarkeit ist ein hoher Automatisierungsgrad der Prozesse, welcher ein effizientes und zügiges Arbeiten ermöglicht. Ein Beispiel hierfür ist Amazon. Der Onlineversandhändler setzt in seinen Logistikzentren auf Robotik, automatisierte Lagerhaltungssysteme und maschinelles Lernen, um den Versandprozess zu beschleunigen.  

Darüber hinaus ist die Expansionsfähigkeit ein Merkmal für die hohe betriebswirtschaftliche Skalierbarkeit eines Unternehmens. Lässt es das Geschäftsmodell einer Firma zu, in andere Länder und Märkte zu expandieren, kann diese sich einfacher international etablieren und so höhere Umsätze und Gewinne erzielen. Grundlegend für die Expansionsfähigkeit ist die Ortsunabhängigkeit der Zielgruppe.  

Nicht alle Geschäftsmodelle sind skalierbar  

Nur ein kleiner Anteil von Unternehmen hat das Potenzial, sich mit seinen Geschäftsmodellen auf globalen Märkten durchzusetzen und zu skalieren. Die oben aufgelisteten Kriterien erfüllen bei Weitem nicht alle Firmen. Dienstleistungsunternehmen, die personalintensive Leistungen anbieten und von Fachkräften wie Beratern, Anwälten oder Ärzten abhängen, können nur schwer in großem Umfang skalieren. Selbiges gilt auch für Handwerksbetriebe, die individuelle Produkte herstellen, Unternehmen, die stark von lokalen Ressourcen oder Standortvorteilen abhängen, und Unternehmen mit starken regulatorischen Einschränkungen, zum Beispiel im Gesundheitswesen. Wenn ein Unternehmen nicht skalierbar ist, bedeutet dies nicht, dass es nicht wachsen und erfolgreich sein kann. Allerdings ist es im Gegensatz zu skalierbaren Unternehmen stärker auf teils nur limitiert verfügbare Ressourcen wie Maschinen, Material und Personal angewiesen.

Relevanz von Skalierbarkeit für Investoren

Für Investoren wie Business Angels oder Wagniskapitalgeber ist die Frage nach der Skalierbarkeit eines Unternehmens äußerst relevant. Auch wenn nach anfänglichen Investitionen meist weiteres Kapital für Teamerweiterungen oder Markterschließungen benötigt wird, um das Wachstum zu beschleunigen oder die Skalierung zu unterstützen, steigt das Umsatzwachstum jedoch disproportional zu den Investments. Investoren können dadurch von hohen Renditen profitieren.

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