

In diesem Beitrag fassen wir die zentralen Erkenntnisse aus einer Folge des torq.partners Finance Podcasts zusammen und ordnen sie ein. Gemeinsam mit Theresa Zöckler, VP Growth bei Code Gaia, beleuchten wir, wie Unternehmen – insbesondere CFOs und Finance-Teams – ESG nach dem Omnibus-Prozess pragmatisch angehen können: weg von reiner Berichtserfüllung, hin zu klar priorisierten Themen, sauberen Datenflüssen und messbarem Return on Invest.
Der Fokus liegt dabei auf dem Mittelstand und der Frage, wie ESG sinnvoll in Steuerung, Risikomanagement und Investitionsentscheidungen integriert werden kann.
Die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) ist eine EU-Richtlinie zur verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung. Ziel ist es, ESG-Informationen (Environment, Social, Governance) vergleichbarer, verlässlicher und prüfbarer zu machen.
Durch den Omnibus-Prozess wurden die ursprünglichen Pläne jedoch angepasst:
Die Berichtspflicht wurde deutlich eingeschränkt, Schwellenwerte angehoben und Zeitpläne teilweise verschoben. Das sorgt für Entlastung, aber auch für Unklarheit darüber, welche Unternehmen konkret betroffen sind und welche Anforderungen weiterhin gelten.
Gleichzeitig verschiebt sich der Fokus. Statt möglichst schnell alle regulatorischen Vorgaben abzuarbeiten, entsteht mehr Raum für unternehmensrelevante ESG-Themen mit tatsächlicher Wirkung.
Viele Unternehmen empfinden die gelockerten Vorgaben zunächst als Erleichterung. Der unmittelbare Umsetzungsdruck sinkt, Budgets werden überprüft und Projekte neu priorisiert. Gleichzeitig fühlen sich manche Organisationen „in der Luft“, da klare Leitplanken und langfristige Planbarkeit fehlen.
In der Praxis führt das dazu, dass ESG-Rollen, Verantwortlichkeiten und Investitionen neu sortiert werden. Statt reiner Regelerfüllung rückt die Frage in den Vordergrund, welche Nachhaltigkeitsthemen strategisch relevant sind und echten Mehrwert schaffen.
In vielen Unternehmen liegt das Problem weniger in fehlendem Willen als in strukturellen Hürden. Häufige Ursachen sind:
Ohne eine grundlegende Überzeugung, dass ESG Wert stiften kann, bleibt Nachhaltigkeit ein isoliertes Projekt. Steht diese Überzeugung jedoch, stellen sich schnell operative Fragen: Wo liegen die relevanten Daten? Wie kommen sie regelmäßig ins System? Wer trägt Verantwortung für Qualität und Aktualität?
Besonders aktiv bleiben Unternehmen aus emissionsintensiven Branchen, Konsumgüterhersteller mit hohem Lieferkettendruck sowie Tech-Unternehmen mit starken Investorenerwartungen. Auch Banken, Fonds und Geschäftspartner erhöhen indirekt den Druck, indem sie ESG-Daten zunehmend voraussetzen.
Ein Teil der Unternehmen positioniert sich bewusst als Vorreiter, andere reagieren gezielt auf externe Anforderungen. Opportunistische ESG-Initiativen ohne strategische Verankerung verlieren hingegen an Bedeutung.

Mit der CSRD wird ESG stärker integriert gedacht: als Bestandteil von Risikomanagement, Strategie und Investitionsentscheidungen. Damit rückt Finance in eine zentrale Rolle.
CFOs können die Wesentlichkeitsanalyse nutzen, um ESG-Chancen und -Risiken strukturiert sichtbar zu machen. Nachhaltigkeitskennzahlen werden nicht isoliert betrachtet, sondern neben klassischen Steuerungsgrößen wie EBITDA, Cashflow oder Investitionsrendite eingeordnet.
ESG wird damit von einem Reporting-Thema zu einer echten Steuerungslogik.
Der wirtschaftliche Nutzen von ESG wird greifbar, wenn Maßnahmen konsequent durchgerechnet werden. Beispiele sind:
Je mehr belastbare Zahlen vorliegen, desto klarer lassen sich Business Cases und Amortisationspfade darstellen. Genau hier liegt eine der größten Stärken von Finance-Teams im ESG-Kontext.
In der Praxis sind vor allem drei Datenquellen zentral:
Ob die Anbindung über APIs oder manuelle Uploads erfolgt, ist zweitrangig. Entscheidend ist ein klarer Rhythmus, saubere Zuständigkeiten und verlässliche Datenqualität.
„Klimaneutral“-Claims sind regulatorisch stark eingeschränkt worden. Kompensation kann ein ergänzender Hebel sein, ersetzt jedoch niemals echte Emissionsreduktion.
Wenn Offsetting eingesetzt wird, sind transparente und zertifizierte Projekte essenziell. Vorrang haben Maßnahmen im eigenen Betrieb und entlang der Lieferkette, da sie langfristig die größte Wirkung entfalten.
Für kleine und mittlere Unternehmen gilt: lieber fokussiert starten als alles gleichzeitig angehen. Bewährt haben sich folgende Schritte:
1. Durchführung einer Wesentlichkeitsanalyse,
2. Priorisierung weniger relevanter ESG-Themen,
3. klare Verantwortlichkeiten definieren,
4. Datenzugänge sichern und regelmäßig aktualisieren,
5. Fortschritt messbar machen und berichten.
So wird ESG schrittweise steuerbar, auch ohne unmittelbare Berichtspflicht.
In den kommenden zwei bis drei Jahren ist mit mehr belastbaren ROI-Beispielen, differenzierteren Anforderungen von Investor*innen und Kund*innen sowie einem stärkeren Fokus auf Investitions- und Genehmigungshürden zu rechnen.
Unternehmen, die ESG nicht als reine Pflicht, sondern als integralen Bestandteil ihrer Steuerung verstehen, werden resilienter, wettbewerbsfähiger und besser auf regulatorische Veränderungen vorbereitet sein.