Beteiligungscontrolling

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Begriffsdefinition  

Im Rahmen von Expansionen oder Restrukturierungen erwerben Unternehmen regelmäßig Anteile an anderen, rechtlich selbstständigen Firmen oder kaufen diese komplett auf. Ziel der Unternehmen ist es, mit den strategischen Zukäufen in neue Märkte vorzudringen, von Synergieeffekten zu profitieren und das Produktportfolio zu erweitern. Oft werden Beteiligungen auch in zentralen Bereichen der Wertschöpfungskette wie dem Rohstoffeinkauf oder der Logistik getätigt, um die Kontrolle über kritische Prozesse zu stärken, die Qualität und Effizienz zu verbessern, und Risiken in der Lieferkette zu minimieren.  

Mit Veränderungen im Beteiligungsportfolio eines Unternehmens gehen zahlreiche Controlling-Fragestellungen einher, mit denen sich das Beteiligungscontrolling befasst. Dieses unterstützt die Leitung von Konzernen, Holdings, Mittelständlern und Investmentfirmen bei der Steuerung und Koordination ihrer Beteiligungen und Tochtergesellschaften und stellt sicher, dass für die gesamte Unternehmung eine Erfolgs- und Wertsteigerung erzielt wird.

Unterscheidung von strategischem und operativen Controlling

In der Literatur wird zwischen strategischem und operativem Beteiligungscontrolling unterschieden. Während das strategische Beteiligungscontrolling langfristig orientiert ist und sich vor allem mit der Planung des Beteiligungsportfolios auf Gruppenebene, der Festlegung von übergeordneten Zielen und der Strategieentwicklung beschäftigt, konzentriert sich das operative Beteiligungscontrolling auf kurzfristige Maßnahmen zur Rentabilitätssteigerung der jeweiligen Beteiligung und zur Unterstützung des Managements durch fortlaufende Planungs- und Berichtsprozesse.

Abgrenzung vom Konzerncontrolling  

Beteiligungs- und Konzerncontrolling werden oft synonym verwendet. Die beiden Begriffe sollten jedoch bei einer strengen Begriffssetzung differenziert werden, da sich das Konzerncontrolling ausschließlich auf die Überwachung, Steuerung und Optimierung des gesamten Konzerns einschließlich aller Beteiligungen und Geschäftseinheiten bezieht, während der Fokus beim Beteiligungscontrolling auf den einzelnen Beteiligungen und der Optimierung der Performance dieser liegt.

Die Relevanz von Beteiligungscontrolling  

Das Erwerben von Unternehmen oder Anteilen geht mit signifikanten Investitionen einher und hat große Auswirkungen auf die Liquidität des Mutterunternehmens. Insbesondere wenn ein Unternehmen mehrere Beteiligungen oder Tochtergesellschaften hält, wird es schwer, die Performance der einzelnen Entitäten im Blick zu behalten, Risiken zu managen und strategische Entscheidungen zu treffen. Das Beteiligungscontrolling hilft, diese Herausforderungen zu bewältigen und ermöglicht es, Probleme in Beteiligungen und Tochtergesellschaften frühzeitig zu erkennen. Da es aufgrund immer kürzerer Produktzyklen, die den Innovations- und Effizienzdruck und in Unternehmen erhöhen, in den letzten Jahren eine Tendenz zu vermehrten strategischen Unternehmenszukäufen gab, ist davon auszugehen, dass das Beteiligungscontrolling weiter an Relevanz gewinnen wird.

Welche Aufgaben umfasst das Beteiligungscontrolling?  

Bewertung von Beteiligungen und Unternehmen  

Ein zentraler Aspekt des Beteiligungscontrollings ist die Bewertung von potenziellen Beteiligungen und Unternehmen vor dem Erwerb. Das Controlling bewertet die finanzielle Stärke, das Wachstumspotenzial, die Marktstellung und andere relevante Faktoren, um den Wert einer Beteiligung zu bestimmen. Diese Bewertung bildet die Grundlage für die Entscheidung, ob eine Beteiligung für das Unternehmen vorteilhaft ist oder nicht.  

Überwachung der Beteiligungen  

Nach dem Erwerb einer Beteiligung ist es die Aufgabe des Beteiligungscontrollings, die Entwicklung und Leistung der Beteiligung zu überwachen. Dies umfasst die regelmäßige Analyse von finanziellen Kennzahlen, Betriebsdaten und anderen relevanten Informationen, um die Rentabilität und den geschäftlichen Fortschritt der Beteiligung zu bewerten. Abweichungen von den geplanten Zielen werden erkannt und analysiert, um gegebenenfalls korrigierende Maßnahmen einzuleiten.

Risikomanagement und Handlungsmaßnahmen  

Das Beteiligungscontrolling spielt auch eine wichtige Rolle im Risikomanagement. Es identifiziert potenzielle Risiken und Chancen im Zusammenhang mit den Beteiligungen und entwickelt Strategien zur Risikominimierung. Wenn eine Beteiligung nicht den erwarteten geschäftlichen Fortschritt zeigt oder Risiken zu groß werden, kann das Beteiligungscontrolling konkrete Handlungsmaßnahmen empfehlen. Dies kann beispielsweise die Veräußerung von Unternehmen oder Unternehmensanteilen umfassen, um die Rentabilität und den Wert des Beteiligungsportfolios zu optimieren.  

Anforderungen an Beteiligungscontroller

Ein Beteiligungscontroller fungiert als zentraler Ansprechpartner für meist mehrere Tochtergesellschaften und betreut diese bei betriebswirtschaftlichen Fragestellungen. Konkrete Aufgaben können die Steuerung der Budgetierung und des Forecastings sowie die Erstellung von Abschlüssen, Konsolidierungen, Group Reportings und Finanzanalysen sein. Der Beteiligungscontroller ist zudem ein wichtiges Bindeglied zwischen der Muttergesellschaft und ihren Beteiligungen.  

Da die Tochtergesellschaften oft international sind, sollte ein Beteiligungscontroller über gute Fremdsprachenkenntnisse verfügen. Darüber hinaus sind neben analytischen Fähigkeiten ein betriebswirtschaftlicher Hintergrund sowie Fachwissen im IT- und BI-Bereich hilfreich, um in der Position erfolgreich zu sein.

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