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So förderst Du die Resilienz in Deinem Unternehmen

Matthias Sperling
21.3.2024
Lesezeit: 7 Min.
Artikel Resilienz in Deinem Unternehmen

Ob Digitalisierung, Globalisierung oder Künstliche Intelligenz – für Unternehmen ist Disruption heutzutage die Regel, nicht die Ausnahme. Die Zunahme an Herausforderungen setzt viele Organisationen unter Druck, sich widerstandsfähiger aufzustellen. Das gilt auch für die Finanzabteilung, die eine zentrale Rolle bei der Förderung von Resilienz im Unternehmen spielt. Was Resilienz bedeutet und wie Du sie fördern kannst, erfährst Du in diesem Artikel.

Unternehmen sind regelmäßig mit Herausforderungen konfrontiert, die ihr Überleben infrage stellen. Zuletzt waren das unter anderem die COVID-19-Pandemie, die gestiegenen Energiepreise und der Fachkräftemangel. Derlei Störfaktoren gibt es jedoch nicht erst seit der jüngsten Vergangenheit. Ob unvorhersehbare Ereignisse wie der Ukraine-Krieg oder schon lange bekannte Herausforderungen wie der Klimawandel – beide Arten von Unsicherheiten beschäftigen Unternehmen seit Beginn des Wirtschaftslebens.

Um solchen schwierigen Situationen erfolgreich und nachhaltig begegnen zu können, ist es für Unternehmen essentiell, resilient zu sein. Doch was bedeutet Resilienz eigentlich?

Was bedeutet Resilienz?

Ursprünglich stammt der Begriff Resilienz (vom lateinischen Verb resilire: „zurückspringen, abprallen“ und „sich zusammenziehen, schrumpfen“) nicht aus dem unternehmerischen Kontext, sondern aus der Physik. Hier wird er insbesondere in der Werkstoffkunde genutzt, um Materialien zu beschreiben, die nach einer Verformung wieder ihre ursprüngliche Form annehmen. 

In der Psychologie wurde das Wort erstmals in den 1950er Jahren genutzt und definiert seither den Prozess, wie Menschen ihr Verhalten positiv an widrige Situationen anpassen, um mit diesen fertig zu werden und sich von diesen zu erholen. Resilienz wird oft als psychische Widerstandskraft bezeichnet. Da dies suggeriert, dass resiliente Menschen eine Art Schutzschild besitzen, das sie vor schwierigen Situationen beschützt, ist diese Beschreibung irreführend. Auch resiliente Personen empfinden herausfordernde Situationen als belastend. Allerdings sind sie in der Lage, diese besser zu bewältigen und haben so mehr Zeit für die Regeneration und als Resultat vergleichsweise schnell wieder Ressourcen für neue Herausforderungen. Ist die Resilienz bei einer Person nur gering ausgeprägt, dauert die Regeneration länger und regelmäßig auftretende Problemsituationen können zu psychischen Problemen führen.

Warum ist Resilienz wichtig?

Resiliente Menschen können herausfordernde Situationen und Krisen schneller als andere Personen überwinden und besser mit emotionalen Belastungen wie Trauer oder Schmerz umgehen. Gleichzeitig erkennen sie ihren Anteil an Krisen und die Handlungsmöglichkeiten, um selbige zu überwinden. Dadurch fühlen sie sich in schwierigen Situationen weniger dem Schicksal ausgeliefert. Das verringert die Anfälligkeit für psychische Krankheiten.

Was sind die sieben Säulen der Resilienz?

In der Literatur zum Thema Resilienz gibt es verschiedene Modelle für Resilienzfaktoren. Oft ist die Rede von Resilienz-Säulen. Abhängig von der Quelle variiert die Zahl dieser Säulen. In Deutschland ist das Modell der sieben Säulen der Resilienz der Diplompsychologin Ursula Nuber weit verbreitet. Dieses betont sieben spezifische Faktoren, die das individuelle Wohlbefinden und die Fähigkeit zur Bewältigung von Herausforderungen fördern können. Dr. Franziska Wiebel hat das Modell in vier Grundhaltungen und drei Praktiken unterteilt.

Die vier Grundlagen innerhalb der sieben Säulen der Resilienz sind:

  • Akzeptanz: Das Akzeptieren einer schwierigen Situation ermöglicht es einer Person, schneller Schritte zur Bewältigung einzuleiten.
  • Netzwerkorientierung: Ein stabiles Netzwerk ist in schwierigen Zeiten wichtig, um sich mit anderen Menschen auszutauschen und sich ihnen anvertrauen zu können. Außenstehende bieten neue Perspektiven und können in Krisen unterstützen.
  • Lösungsorientierung: Eine weitere wichtige Säule ist die Lösungsorientierung. Im Rahmen dieser werden Lösungen für Herausforderungen gesucht, um sich von der belastenden Situation zu befreien.
  • Optimismus: In herausfordernden Zeiten kann Optimismus beim Überwinden der  Situation helfen. Damit ist keine Naivität gemeint, sondern eine realistische Einordnung der Lage und die Überzeugung, auf Ereignisse im Leben Einfluss nehmen zu können.

Die drei Praktiken innerhalb der sieben Säulen der Resilienz sind:

  • Verantwortung übernehmen: Das angemessene Übernehmen von Verantwortung für das eigene Handeln ist ein weiterer Faktor, der die Resilienz stärken kann. Hier ist es wichtig, dass Individuen erkennen, dass sie selbst für positive und negative Erlebnisse in ihrem Leben verantwortlich sind.
  • Selbstregulierung: Resiliente Menschen verfallen nicht dauerhaft in Selbstmitleid, sondern schätzen ihren Eigenanteil an der Krise realistisch ein, setzen sich aktiv für ihre Bedürfnisse ein und überwinden so ihre Schuldgefühle.
  • Zukunftsplanung: Zukünftige Hürden können durch eine gute Vorbereitung vermieden oder zumindest besser bewältigt werden. Bei der Planung sollten Risiken proaktiv mit eingeplant werden.

Organisationale Resilienz – Resilienz im Unternehmen

Während die sieben Säulen psychologische Resilienzfaktoren beschreiben, mit denen Menschen Herausforderungen nachhaltig überwinden können, bezieht sich organisationale Resilienz auf die Widerstandskraft von Unternehmen. Hierbei geht es um die Fähigkeit, externe Krisen oder Umbrüche der wirtschaftlichen, sozialen oder politischen Gegebenheiten abfedern und sich an die geänderten Rahmenbedingungen anpassen zu können. Im Weiteren beschreibt der Begriff die Toleranz von Unternehmen gegenüber internen Störungen.

Die Bewältigung von Problemen durch resilientes Verhalten geschieht in Betrieben auf verschiedenen Ebenen. Das ist zum einen die Ebene der Individuen in der Organisation, die durch ihr resilientes Verhalten sicherstellen, dass Herausforderungen gemeistert werden. Zum anderen sind es die Teams, die dafür sorgen, dass Unternehmen gegenüber einer dynamischen Umwelt resilient sind. Darüber hinaus gibt es auf organisationaler Ebene Strukturen und Prozesse, die das resiliente Verhalten von Mitarbeitenden und Teams unterstützen können.

Da auf jeder einzelnen der drei Ebenen unterschiedliche Faktoren zur Resilienz beitragen, kann nicht einfach von der Resilienz auf einer Ebene auf die Resilienz auf einer anderen Ebene geschlossen werden. So entspricht die Resilienz eines Teams nicht der Summe der Resilienzen der Individuen im Team. Dennoch interagieren diese Ebenen miteinander und beeinflussen sich gegenseitig. Resilienz im Unternehmen sollte dementsprechend ganzheitlich betrachtet werden.

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Darum ist Resilienz im Unternehmen wichtig

In der heutigen globalisierten Wirtschaft stehen Unternehmen vor zahlreichen Schwierigkeiten. Hierzu zählen neben dem eingangs erwähnten Fachkräftemangel die Digitalisierung und die Industrie 4.0. Die Entwicklungsgeschwindigkeit dieser Herausforderungen nimmt zu. Unternehmen sehen sich zunehmend unter Druck gesetzt. Ein wachsender Wettbewerb entsteht, begleitet von der Bedrohung etablierter Geschäftsmodelle durch aufkommende Technologien. Entsprechend wichtig ist es für Unternehmen, Vorteile gegenüber der Konkurrenz zu erlangen und möglichst widerstandsfähig aufgestellt zu sein.

Sind Organisationen resilient, können sie von einem großen Wettbewerbsvorteil profitieren. Die Gründe hierfür sind vielfältig. So erkennen resiliente Firmen Krisen frühzeitig und bewältigen diese leichter. Zudem reagieren sie aktiv auf Herausforderungen, statt passiv darauf zu warten, dass sich Dinge ändern. Als Resultat werden sie von negativen Einflüssen weniger stark getroffen und können sich schneller von diesen erholen. Anhaltende Konsequenzen entstehen so meist nicht. Des Weiteren können sie Chancen vergleichsweise früh erkennen und nutzen. Resilienz im Unternehmen stärkt das Betriebsklima, da Mitarbeiter sich in einer krisenfesten Umgebung wohler fühlen. Das hat wiederum einen positiven Einfluss auf die Motivation der Angestellten. Auch die Innovationsfähigkeit wird durch die Förderung der Resilienz erhöht.

So kannst Du die Resilienz im Unternehmen fördern

Da Herausforderungen im Unternehmen unter anderem durch resilientes Verhalten auf der Ebene der Individuen und der Teams bewältigt werden, bieten die sieben Säulen der Resilienz wichtige Ansätze zur Resilienzsteigerung in Organisationen. So sind beispielsweise emotionale Ressourcen wie die Säulen “Akzeptanz” und “Optimismus” wichtige Resilienzfaktoren im Arbeitsalltag. Auch emotionale Intelligenz ist ein wichtiger Faktor, insbesondere bei andauerndem Stress. Weitere relevante individuelle Resilienzfaktoren im Unternehmenskontext sind die körperlichen Gesundheitsressourcen. Diese gewährleisten, dass Arbeit angemessen verrichtet werden kann und Menschen auf Widrigkeiten physisch vorbereitet sind. Darüber hinaus sind kognitive Ressourcen wie Analysestärke, Selbstvertrauen, Lösungsorientierung und die Fähigkeit, zu reflektieren, wichtige Resilienzfaktoren im Arbeitsumfeld.

Auf organisationaler Ebene sind es Themengebiete wie die Etablierung von Steuerungsmaßnahmen, ein bewusster Umgang mit Risiken sowie ein gutes Verständnis für Stakeholder in der Organisation, die in einem Betrieb gezielt vorangetrieben werden sollten, um die Unternehmensresilienz zu fördern. Darüber hinaus können Funktionsabsicherung durch Ersatzsysteme und Ressourcen dafür sorgen, dass Unternehmen in schwierigen Phasen besser aufgestellt sind. Auch eine robuste Infrastruktur und die Verringerung von Komplexität im Unternehmen können für eine erhöhte Resilienz sorgen.

Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte aus dem Jahr 2021 bietet Organisationen fünf weitere Ansatzpunkte, um ihre Resilienz zu stärken:

  1. Grad der Vorbereitung: Unternehmen, die sich auf mögliche Disruptionen vorbereiten, sind resilienter. Wichtig ist dabei, dass nicht nur kurz- oder langfristig Maßnahmen geplant werden, sondern eine ausbalancierte Planung geschieht. Eine wichtige Säule ist hier eine systematische strategische Szenario-Planung.
  2. Anpassungsfähigkeit: Anpassungsfähige Individuen im Unternehmen sind wichtig, um in Krisensituationen bestehen zu können. Mitarbeitende sollten zudem kritisch denken und den Status quo hinterfragen können, um eine ausreichende Reaktionsfähigkeit bei Herausforderungen gewährleisten zu können.
  3. Zusammenarbeit: Arbeiten Mitarbeitende und Teams im Unternehmen eng zusammen, können Entscheidungen beschleunigt, Risiken minimiert und Innovationen forciert werden.
  4. Vertrauen: Ein respektvoller Umgang mit und ein offener Austausch zwischen Stakeholdern helfen beim Aufbau von Vertrauen in einer Organisation. Dies ist eine weitere wichtige Voraussetzung für Resilienz.
  5. Verantwortung: Unternehmen, die soziale Verantwortung übernehmen, können sich meist besser in Krisen so anpassen, dass sie die Situation erfolgreich überwinden.

Stärkung der finanziellen Resilienz im Unternehmen

Auch die Finanzabteilung kann erheblich zur Resilienz in einem Unternehmen beitragen. Die Förderung von Resilienz in einer Organisation sollte sogar am besten hier starten. Denn nur solvente Unternehmen sind handlungsfähige Unternehmen. Allgemein geht es bei der Schaffung von Resilienz im Finanzbereich vor allem darum, Prozesse und Strukturen zu schaffen, die das Unternehmen in Krisensituationen flexibler machen.


Konkrete Ansätze können die folgenden sein:

  • Liquiditätsmanagement: Unternehmen sollten über ausreichend Liquidität verfügen, um in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen kurzfristige Verbindlichkeiten zu decken. Hierfür sollte der derzeitige und zukünftige Liquiditätsbedarf genau ermittelt werden. Da die Bemühungen, die Liquidität im Unternehmen zu maximieren, nicht zwangsläufig mit dem Ziel einhergehen, die Rentabilität zu maximieren, sollten Unternehmen zudem detaillierte Liquiditätsprognosen für verschiedene Szenarien erstellen und Notfallpläne für die Liquiditätsbeschaffung entwickeln. In diesen Plänen sollten weitere Faktoren wie die Umschlagshäufigkeit der Vermögenswerte, das tatsächliche Umsatzwachstum und die Flexibilität von Investitionsausgaben berücksichtigt werden, da diese Faktoren einen erheblichen Einfluss auf die finanzielle Resilienz haben.
  • Gute Eigenkapitalausstattung: Unternehmen, die über eine gute Eigenkapitalausstattung verfügen, können Störfaktoren besser absorbieren und sind dadurch widerstandsfähiger gegenüber plötzlichen Krisen. Gleichzeitig hat eine gute Eigenkapitalausstattung positive Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und somit auf deren Fähigkeit, Liquidität zu beschaffen.
  • Streuung von Finanzquellen: Konzentrieren sich Unternehmen auf mehr als nur eine Finanzierungsquelle, zum Beispiel Kredite, Wagniskapital oder Eigenkapitalfinanzierung, kann das Risiko reduziert werden, dass ein einzelner Zahlungsausfall die gesamte Finanzierung des Unternehmens gefährdet.
  • Minimierung von Kosten: Ob durch die Reduzierung von Fixkosten oder die Optimierung von Geschäftsprozessen – eine Reduzierung der Ausgaben kann dazu beitragen, dass ein Unternehmen negativen Ereignissen wie einer Rezession besser standhalten kann.
  • Anpassbarkeit der Finanzpläne: Ein wichtiger Teil einer resilienten Finanzstrategie ist die flexible Anpassbarkeit der Finanzpläne an veränderte Bedingungen. Bei Bedarf müssen Investitionen zurückgestellt und Ausgaben reduziert werden können, damit das Unternehmen besser auf Herausforderungen reagieren kann.

Fazit

In einer zunehmend von Disruption geprägten Geschäftswelt ist Resilienz unerlässlich, um Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Für die Schaffung entsprechender Strukturen müssen Unternehmen das Thema ganzheitlich betrachten und fördern. Hierfür müssen auf der Ebene der Individuen, der Teams und der Organisation Resilienzfaktoren vorangetrieben werden. Wichtig für die organisationale Resilienz ist zudem, dass im Finanzbereich Prozesse und Strukturen geschaffen werden, die die Anpassungsfähigkeit gegenüber Störfaktoren erhöhen. Gelingt es einem Unternehmen, die Resilienz zu erhöhen, ist es nicht nur widerstandsfähiger in Krisensituation, sondern agiert auch sonst wirtschaftlicher und ist zukunftsfähiger.

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